Selbstständig machen ohne Eigenkapital, funktioniert das?
Bei der Gründung eines Unternehmens ist es immer vorteilhaft, wenn ein gewisses Startkapital vorhanden ist. Insbesondere im Hinblick auf eine Kapitalgesellschaft ist dies sogar zwingend erforderlich. Es ist allerdings nicht unmöglich, auch ohne die Einbringung eigener Finanzmittel ein eigenes Business aufzubauen. Dabei gibt es zahlreiche Möglichkeiten, sich selbstständig zu machen ohne Eigenkapital einzusetzen.
Der Kostenfaktor hängt hierbei auch maßgeblich davon ab, welchen Zweck die Selbstständigkeit verfolgen soll und infolgedessen auch, was dafür alles benötigt wird. Wenn eine Unternehmensgründung beabsichtigt wird, bei welcher Maschinen mit hohen Anschaffungskosten oder große Arbeitsflächen benötigt werden, ist das benötigte Eigenkapital entsprechend hoch. Vergleichsweise gering ist hingegen die Gründung eines Online Business, welches etwa in der Startphase in Eigenarbeit von einem Arbeitsplatz betrieben werden kann.
Doch auch ohne selbst eingebrachtes Eigenkapital ist die Gründung eines Unternehmens möglich. Dies gilt auch dann, wenn zur Gründung und Finanzierung größere finanzielle Mittel benötigt werden. An dieser Stelle sollte allerdings vorher eine Strategie entwickelt werden, wie das Unternehmen auf lange Sicht gesehen Gewinn abwirft und somit profitabel wird.
Finanzierungsalternativen
Zur Finanzierung einer Selbstständigkeit ohne Eigenkapital gibt es mehrere Alternativen. Es besteht beispielsweise die Möglichkeit der Förderung für Existenzgründer, von der Sie profitieren können. Weiterhin kann auch die Finanzierung mit Fremdkapital erfolgen. Darüber hinaus gibt es auch weitere Finanzierungsmöglichkeiten, mit deren Hilfe eine Unternehmensgründung erfolgen kann.
Zu Ersterem gehören unter anderem der KfW Gründerkredit, Fördermittel von
Bürgschaftsbanken oder Nachrangdarlehen einer Beteiligungsgesellschaft. Diese unterscheiden sich von den Fremdfinanzierungen. Zu diesen zählen insbesondere Investoren, sogenannte Business Angels oder stille Teilhaber. Kommen die genannten Möglichkeiten nicht in Betracht, gibt es darüber hinaus noch sonstige Finanzierungsmöglichkeiten. Die bekanntesten hiervon ist das Crowdfunding beziehungsweise Crowdlending. Auch die Belastung eigener Vermögenswerte wie Immobilien ist eine Variante der Finanzierung. Zudem können das Bootstrapping oder die Hilfe von Familie und Freunden in Betracht gezogen werden.
Nachfolgend werden die häufigsten und vorteilhaftesten dieser Finanzierungsalternativen näher aufgeführt, um Ihnen Ihre Alternativen aufzuzeigen und die für Sie geeignetste Form der Gründung und Finanzierung zu finden.
- KfW-Gründerkredite
- Franchise
- Investoren oder Business Angels
- Crowdfunding
- Bootstrap
- Fördermittel von Bürgschaftsbanken
Selbstständig machen ohne Eigenkapital mit KfW-Gründerkrediten
Die KfW-Bank kann zur Finanzierung von Unternehmensgründungen einen
Gründerkredit vergeben. Ohne die Einbringung von Eigenkapital können Sie den ERP-Gründerkredit – Startgeld bis zu einem Kapitalbedarf von 100.000 Euro beantragen. Dies reicht in den meisten Fällen aus, um sich auch ohne Eigenkapital selbstständig zu machen. Die Bewilligung hängt hierbei hauptsächlich von den fachlichen und kaufmännischen Qualifikationen Ihrerseits ab. Der Vorteil an einem solchen Gründerkredit ist eine tilgungsfreie Zeit von ein bis zwei Jahren sowie ein fest geregelter Zinssatz. Das Besondere am Startgeld ist die vollständige Haftungsfreistellung durch die KfW-Bank. Dies bedeutet, dass im Insolvenzfall die Bank den Verlust des Kapitals auffängt.
Für Summen ab 100.000 Euro bis zu 25 Millionen Euro kann der ERP-Gründerkredit – Universell in Betracht gezogen werden. Der Unterschied zum Startgeld liegt insbesondere darin, dass ein Eigenkapital vonnöten ist. Wird allerdings ein größerer Geldbetrag benötigt, so kann diese Art der Finanzierung durchaus attraktiv sein, da ein niedriger effektiver Jahreszins ab 1,01 % möglich ist. Außerdem gewährt die KfW-Bank auch hier eine Haftungsfreistellung. Im Gegensatz zum Startgeld beträgt sie 50 % des Kreditumfangs.
Franchise
Die Nutzung des Franchise-Modells bietet ideale Vorteile für Unternehmer, welche einen eigenen Betrieb leiten wollen, allerdings über kein bis wenig Eigenkapital verfügen. Zahlreiche Franchise-Unternehmen bieten die Möglichkeit einer Lizenzvergabe. Hierbei müssen keine eigenen Finanzmittel eingebracht werden. In dem Fall einer Lizenzbeantragung fokussieren sich immer mehr Franchise-Unternehmen auf die persönlichen Fähigkeiten der Antragstellenden sowie die Erfolgsaussichten im Allgemeinen.
In einem Franchise sind Sie abhängig von dem Gesamtkonzept des Konzerns. Es ist daher wichtig, sich umfassend mit diesem zu beschaffen und zu dem Schluss zu kommen, dass man sich mit diesem identifizieren kann. Dafür kann nicht nur auf finanzieller Ebene profitiert werden, indem wenig bis kein Eigenkapital erforderlich ist. Auch ein oftmals bereits geläufiger Name, welcher den Kunden vertraut ist und schnell für eine hohe Bekanntheit sorgt, ist einer der großen Vorteile.
Investoren oder Business Angels
Ist kein eigenes Startkapital vorhanden, so ist die häufigste Methode zur Beschaffung von Fremdkapital die Anwerbung von Investoren, welche von dem Geschäftsmodell angesprochen werden. Dabei sind eine gute Geschäftsidee und auch eine gute Vermarktung essenziell, um potenzielle Investoren von der eigenen Idee restlos zu überzeugen. Investoren verfolgen in der Regel das Ziel der Vermögensmehrung. Bei einem Investment in ein Startup werden oftmals Unternehmensanteile erworben oder sogenannte Wandeldarlehen gewährt.
Das Prinzip von Business Angels ist eine häufige Variante der Unterstützung von Startups und erfreut sich wachsender Beliebtheit. Dabei stellen größere Unternehmen, oftmals selbst Gründer ehemaliger Startups, Ihre Infrastruktur und ihr Know-How zur Verfügung, um junge Unternehmen damit zu unterstützen. Dies hilft Ihnen dabei, vermeidbare Fehler aufgezeigt zu bekommen und präventiv agieren zu können.
Selbstständig machen ohne Eigenkapital mit Crowdfunding
Das relativ moderne Crowdfunding ist die Möglichkeit, sich von einem breiten Kollektiv finanziell unterstützen zu lassen. Dadurch reichen kleinere Geldbeträge je Unterstützer aus, um das gewünschte oder benötigte Kapital zu erreichen. Dies vereinfacht die Chancen, sich ohne eigenes Startkapital selbstständig zu machen. Es existiert eine große Anzahl an Plattformen, welche Crowdfunding anbieten. Dabei basieren diese auf sehr unterschiedlichen Prinzipien der Finanzierung und Gegenleistung. Während einige Plattformen ihre Leistung kostenfrei anbieten oder lediglich freiwillige Beiträge annehmen, sind andere Plattformen kostenpflichtig und erheben etwa Gebühren abhängig von dem Fundinglevel.
Mögliche Gegenleistungen für die Unterstützer können dabei ganz unterschiedlich ausfallen. Oftmals können durch den Beitrag Vorteile wie ein Vorkaufsrecht auf bestimmte Produkte des Startups, Rabatte auf bestimmte Produkte oder Partizipation an Giveaways erhalten werden. Bis zu einem gewissen Grad stehen Unterstützer auch in direktem Kontakt mit dem Gründer oder den Gründern und können auf diese Weise direkten Einfluss auf die Entwicklung nehmen. Dabei ist auch die Entrichtung eines freien Betrags ohne Gegenleistung möglich.
Bootstrap
Die Philosophie des Bootstrapping erfordert ein hohes Maß an Disziplin und stellt hohe Anforderungen an den Gründer. Ziel ist es, mit wenig Eigenkapital auszukommen und möglichst kein Fremdkapital in Anspruch zu nehmen. Dadurch soll eine Abhängigkeit von fremden Geldgebern faktisch auf null reduziert werden. Diese Herangehensweise macht es allerdings erforderlich, dass das Unternehmen möglichst schnell Gewinn abwirft. Ein sehr striktes Finanzkonzept mit einem Fokus auf geringe Ausgaben ist hierbei essenziell. Ein solches Projekt ist allerdings nicht auf alle Unternehmensformen anwendbar, daher sollten die Erfolgsaussichten zuvor genau betrachtet und durchdacht werden.
Infrage kommen etwa Maßnahmen wie ein Remote-Arbeiten, sofern dies möglich ist. Die Entwicklung von Produkten oder Dienstleistungen, welche keine hohen Kosten verursachen und schnelle Gewinne erzielen können, eignen sich besonders gut zum Bootstrapping. Der Vorteil bei diesem Konzept ist, dass als Gründer während der Startphase ein sehr gutes Verständnis für Bilanzen und den Umgang mit Finanzmitteln gewonnen wird. Außerdem wirkt sich eine solche Unabhängigkeit gut auf die Außensicht auf das Unternehmen aus, welches es für Investoren zu einer späteren Zeit sehr attraktiv macht.
Fördermittel von Bürgschaftsbanken
Bürgschaftsbanken existieren in jedem Bundesland. Bei diesen vom Staat unterstützten Instituten handelt es sich um Förderbanken, deren Ziel es ist, Gründer bei ihren Vorhaben zu unterstützen. Je nach Bundesland und Bank können die Anforderungen leicht variieren, gleichen sich jedoch grundlegend weitestgehend. Für Kreditinstitute stellt die Bürgschaft einer Förderbank eine vollwertige Sicherheit dar. Die Bürgschaftsbank übernimmt also das Risiko über den abgeschlossenen Kredit.
Falls ein Kredit nicht mehr zurückgezahlt werden kann, zahlt die Bürgschaftsbank das Kreditinstitut aus. Dafür geht das Schuldverhältnis dann an die Bürgschaftsbank über. Allerdings sind die Gebühren für einen solchen Fall sehr hoch. Die genauen Modalitäten werden vor Abschluss beantragt und sollten beachtet werden.
Fazit – die Selbständigkeit ohne Eigenkapital 2022
Selbstständig machen ohne Eigenkapital – ein Traum für viele Gründer und Gründerinnen. Auf dem deutschen Finanzmarkt gibt es zahlreiche Möglichkeiten, wie genau dieses Ziel erreicht werden kann. Dadurch erhält jeder die Chance, seine eigene Idee zu verwirklichen und sich selbst unabhängig zu machen. Wichtig ist, den Schritt von der Idee zur Umsetzung zu wagen und an einem konkreten Konzept zu arbeiten. Dieser Schritt kostet große Überwindungskraft, kann sich allerdings schon sehr schnell auszahlen. Auch im Jahr 2022 sind die Ideen für Geschäftsmodelle noch nicht ausgeschöpft. Mit der richtigen Idee und dem Mut zur Umsetzung, kann der Weg zum eigenen Unternehmen schnell zum gewünschten Erfolg führen.
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