Liquiditätsplanung
Was ist ein Liquiditätsplan?
Im Liquiditätsplan stellt Ihr Unternehmen alle Einzahlungen und Auszahlungen gegenüber, die Sie in einer bestimmten Periode erwarten. Damit ist der Liquiditätsplan Teil der unternehmerischen Finanzplanung, in der Sie sich mit Zahlungsströmen und Kapitalstrukturen sowie deren Veränderungen und Auswirkungen auf den Jahresabschluss beschäftigen.
Wenn Sie den Liquiditätsplan umsetzen, steigen Sie bereits in die Liquiditätsplanung ein. Sie bewegen sich damit im Bereich der kurzfristigen Finanzplanung und damit der operativen Planung. Typisch ist ein Zeithorizont bis zu einem Jahr wie zum Beispiel das nächste Geschäftsjahr. Doch auch kürzere Planungen etwa für einen Monat oder ein Quartal sind möglich.
Abgrenzung zur Liquiditätsdisposition
In der Praxis ist die Liquiditätsplanung von der Liquiditätsdisposition zu unterscheiden. Die Liquiditätsdisposition ist extrem kurzfristig ausgerichtet und befasst sich mit der tagesgenauen Steuerung der Liquidität. Zu beachten ist, dass die Liquiditätsplanung auf den Ergebnissen der Liquiditätsdisposition basiert und damit eine Abhängigkeit besteht.
Struktur des Liquiditätsplans
Der Liquiditätsplan folgt einer bestimmten Struktur für die Eintragung der Einzahlungen und Auszahlungen und erleichtert es damit, die Planung umzusetzen. Zuerst summieren Sie die Einzahlungen und die Auszahlungen und erhalten dadurch die Möglichkeit, diese in übersichtlicher Form gegenüberzustellen.
Hier finden Sie eine kompakte Zusammenfassung der Inhalte der verschiedenen Konten:
Einzahlungen
- Übertrag des Liquiditäts-Endbestands aus dem Vormonat: Hierzu gehören die frei verfügbaren Mittel aus der Kasse oder der Bank.
- Nettoumsatzerlöse: Das sind die Eingänge auf dem Konto, die sich aus dem Verkauf von Waren und Dienstleistungen ergeben. Sie sind immer auf die eigentliche Geschäftstätigkeit bezogen.
- Durch Gesellschafter vorgenommene Einzahlungen und Privateinlagen: Hierzu gehören auch Bareinlagen und Gesellschafterdarlehen. Alle Einzahlungen stammen aus dem privaten Gesellschafterkreis.
- Sonstige Einnahmen: Hier erfassen Sie alle Einzahlungen, die nicht mit Ihrer eigentlichen Geschäftstätigkeit zusammenhängen. Sie ergeben sich zum Beispiel dann, wenn Sie nicht für den Betrieb notwendige Vermögensgegenstände veräußern oder aus Vermietung und Verpachtung Einkünfte beziehen.
- Summe aller Einzahlungen: Hier führen Sie alle oben aufgeführten Positionen in einer Summenzahl zusammen.
Auszahlungen
- Materialeinkauf: Für den Einkauf von Dienstleistungen und Waren haben Sie Zahlungsausgänge, die Sie in dieser Position erfassen.
- Auszahlungen an die Beschäftigten: Hier erfassen Sie die Gehälter und Löhne.
- Fixkosten: Ausgaben für das Leasing und Kfz-Gebühren, für Mieten, Reparaturen, Fremdleistungen oder Anzahlungen an Lieferanten sind einige Beispiele für die vielen verschiedenen fixen Kosten, die Sie hier eintragen.
- Steuern und Abgaben: In dieser Position erfassen Sie zum Beispiel die Gewerbesteuer, die Umsatzsteuer oder die Einkommen- und Körperschaftssteuer.
- Sonstige Ausgaben: Hier erfassen Sie alle Ausgaben, die in keinem Zusammenhang mit Ihrer eigentlichen Geschäftstätigkeit stehen.
- Summe der Auszahlungen: Wir bei den Einnahmen erstellen Sie aus allen bisherigen Positionen für die Ausgaben eine zusammenfassende Summenzahl.
Aus der Differenz von Einnahmen und Ausgaben erhalten Sie dann Ihre Liquidität. Diesen Wert rechnen Sie zum Anfangsbestand dazu. Danach sind noch Kapitalentnahmen zu berücksichtigen, wie sie zum Beispiel für die Lebenshaltungskosten erforderlich sind. Der Liquiditätssaldo ergibt sich also aus dem Liquiditätsendbestand des Vormonats zuzüglich der Liquiditätszugänge und abzüglich der Liquiditätsabgänge.
Verfahren der Liquiditätsplanung
Unternehmen haben verschiedene Möglichkeiten, wie sie ihre Liquiditätsplanung durchführen möchten. Zu unterscheiden sind die direkte und die indirekte Ermittlungsmethode. Diese sehen wir uns einmal näher an.
Bei der direkten Ermittlungsmethode führen Sie die Liquiditätsplanung auf Grundlage von Zahlungsströmen durch, die Sie zum Beispiel anhand von Zahlungsplänen oder Fälligkeitslisten erfassen. Der Vorteil besteht in der hohen Genauigkeit dieser Ermittlungsmethode. Sie ist aber auch sehr aufwendig und daher nicht für jedes Unternehmen geeignet.
Eine Alternative besteht mit der indirekten Ermittlungsmethode. Sie basiert auf der Bilanz und der Erfolgsrechnung. Sie leiten die Zahlungsströme also nur indirekt ab. Das ist in der Praxis deutlich einfacher durchzuführen, dafür leidet jedoch die Genauigkeit der ermittelten Werte.
In der Praxis ist es üblich, beide Verfahren anzuwenden und diese miteinander zu kombinieren. Bei der konkreten Durchführung der Planung sind insgesamt fünf Schritte erforderlich.
Dabei gehen Sie erst einmal von der Liquidität aus, die zu Beginn der Periode vorhanden ist und einen Übertrag aus der letzten Betrachtungsperiode darstellt. Hierbei handelt es sich um einen Istwert. Veränderungen dieses Ausgangswerts ergeben sich dann durch folgende drei in einem eigenen Berechnungsschritt hinzuaddierte Cash-Flows:
- Aus operativer Geschäftstätigkeit
- Aus Investitionstätigkeit
- Aus Finanzierungstätigkeit
Bei diesen Cash-Flows handelt es sich um Erwartungswerte. In einem fünften Schritt rechnen Sie die Veränderungen aus den Cash-Flows der Liquidität zu Beginn der Periode hinzu und erhalten damit die Liquidität am Ende der Planungsperiode. Möglich ist auch, potenzielle Liquidität zum Beispiel in Form eines durch die Bank eingeräumten Kreditlimits hinzuzurechnen.
Der Nutzen der Liquiditätsplanung
Der hauptsächliche Nutzen der Liquiditätsplanung besteht in der Sicherstellung der Zahlungsfähigkeit Ihres Unternehmens. Davon hängt das wirtschaftliche Überleben ab. Denn Zahlungsausgänge, die dauerhaft über den Eingängen liegen, zehren die Substanz auf. Daher ist es wichtig, dass Ihr Unternehmen in die Zukunft blickt.
Entscheidend ist dabei der Zeitpunkt der Zahlungen. Denn ein Zahlungseingang in einem Jahr nutzt Ihnen wenig, wenn Sie ihn für die Sicherstellung der Liquidität und die Begleichung von Rechnungen in einem Monat benötigen.
Daraus ergibt sich, dass Liquiditätsplanungen über einen langen Zeitraum hinweg wenig sinnvoll sind. Es handelt sich hierbei vielmehr um eine kurzfristige bis maximal mittelfristige Betrachtung. Anhand der Planung überprüfen Sie, ob Sie schnell genug Cash generieren, um für die kommenden Wochen, Monate und Quartale bis hin zu einem Jahr mit Ihrem Geschäft überlebensfähig zu bleiben.
Vor- und Nachteile der Liquiditätsplanung
Für Unternehmen bietet die Liquiditätsplanung viele Vorteile, weil sie wichtige Fragen zur Entwicklung der Zahlungsströme beantwortet und in Hinblick auf die Zahlungsfähigkeit von überragender Bedeutung ist. Es existieren jedoch auch Dinge, die sie nicht leisten kann. Wir haben in einer Übersicht die wichtigsten Vor- und Nachteile für Sie zusammengefasst.
Vorteile
- Die Planung der Liquidität ist unerlässlich für den Schutz vor Insolvenz.
- Sie erhalten einen detaillierten Überblick über die zu erwartende Liquiditätsentwicklung.
- Prognosen helfen dabei, auf Sie zukommende Liquiditätsengpässe frühzeitig zu erkennen.
- Gerade neugegründete Unternehmen profitieren von der Liquiditätsplanung, weil Ein- und Ausgaben noch stark schwanken.
- Gründer benötigen die Liquiditätsplanung als Teil ihres Businessplans für Banken und andere Geldgeber, um die gewünschte Finanzierung zu erhalten.
Nachteile
- Sie arbeiten mit Erwartungswerten, eine exakte Vorhersage ist daher nicht möglich.
- Viele Schätzungen sind ungenau und können zu falschen Schlussfolgerungen führen. Das hängt auch vom gewählten Verfahren ab.
- Die Aktualisierung der Liquiditätsplanung hat regelmäßig zu erfolgen und verursacht daher viel Aufwand.
Tipps zur Liquiditätsplanung
Dass die Liquiditätsplanung wichtig ist, wissen Sie bereits. Hier erfahren Sie von uns anhand praktischer Ratschläge, was es bei der Umsetzung zu beachten gilt und wie Sie mit einfachen Mitteln Ihre Liquidität verbessern können:
- Factoring nutzen: Beim Factoring verkaufen Sie Ihre Forderungen an eine Bank und erhalten dafür umgehend den Rechnungsbetrag abzüglich einer Gebühr. Der Vorteil besteht darin, dass Sie den Zahlungseingang vorziehen. Und das hilft Ihnen dabei, kurzfristig zahlungsfähig zu bleiben.
- Tools verwenden: Bei der Liquiditätsplanung sind Sie heute nicht mehr auf sich alleine gestellt. Auf diese Aufgabe spezialisierte Software hilft Ihnen dabei, alle Positionen ordnungsgemäß auszufüllen. Diese gibt das Programm direkt vor und es errechnet die liquiden Mittel automatisch. Neben dezidierten Softwarelösungen sind hierfür auch entsprechende Werkzeuge für Excel verfügbar.
- Gewissenhafte Rechnungsstellung: Führen Sie die Rechnungsstellung zeitnah und korrekt durch. Das hilft Ihnen bei der Erstellung der Liquiditätsplanung und ist die Grundlage für deren hohe Aussagekraft.
- Zahlungsziele verhandeln: Häufig besteht die Möglichkeit, mit den Lieferanten die Zahlungsziele noch einmal neu zu verhandeln. Das ähnelt dem Refactoring. Doch statt hier die Zahlungseingänge vorzuziehen, schieben Sie die Zahlungsausgänge nach hinten und verbessern damit kurzfristig Ihre Liquidität.
- Zahlungseingänge richtig bemessen: Häufig vergeht zwischen Rechnungsstellung und Zahlungseingang viel Zeit. Gehen Sie hier von realistischen Werten aus, damit die Liquiditätsplanung aussagekräftig bleibt.
- Lagerbestände abbauen: Durch den Verkauf von Lagerbeständen und Vorräten können Sie Ihre Liquiditätssituation schnell freundlicher gestalten.
- Umschuldungen: Bei der Umschuldung lösen Sie alte Kredite durch neue ab. Das bietet Ihnen zum Beispiel die Möglichkeit, die Zinsen neu zu verhandeln und durch bessere Konditionen an dieser Stelle Ihre Liquiditätssituation zu optimieren.
- Aufdeckung stiller Reserven: Stille Reserven aufzulösen ist häufig eine einfache und schnelle Möglichkeit, zusätzliche Liquidität zu erhalten.
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